Traumdeutung
„Traumdeutung“ ist die Praxis der richtigen inhaltlichen Auslegung von Trauminhalten und Bewusstseinsveränderungen, die dem Menschen während des Schlafes oder einer bestimmten Tiefschlafphase passieren. Die professionelle Traumdeutung umfasst ein weites Feld: von der ersten Erwähnung von prophetischen Träumen in der Bibel – Jakob mit der Himmelsleiter – über die Traumdeutungsbücher des fahrenden Volkes über die Psychoanalyse bis hin zur modernen medizinischen Schlaf- und Traumforschung umreißt die Traumdeutung alles, was das „schlafende Bewusstsein“ des Menschen ausmacht und wozu es in der Lage ist.
Jeder Mensch träumt jede Nacht, aufgrund der veränderten Hirnwellenfrequenz werden Bilder und Botschaften in unserem Gehirn produziert. Schon früh in der Geschichte der Menschheit versuchte man, Träume professionell zu deuten, weil man die Ahnung hatte, dass in den verborgenen und oft kryptischen Bildern des Unterbewusstseins wichtige Ratschläge und Hinweise enthalten seien. Das erste uns bekannte Traumdeutungsbuch stammt von dem Griechen Artemidorous und beschreibt, anhand von zahlreichen Beispielen, wie Träume von Geistern oder Verstorbenen interpretiert werden können – oft schon überraschend modern als Funktion der eigenen Seele. Im Mittelalter galt Traumdeutung jedoch als eine „verrufene Kunst“, denn mit Traum- und Orakeldeutern wollte man, unter Berufung auf die Heilige Schrift, die solches Treiben verurteilt, lieber nichts zu tun haben. Erst in der Neuzeit war der Weg in die wissenschaftliche Traumdeutung geebnet, und auch hier etablierte sie sich erst nach einigem Widerstand. So ging die Traumdeutung nach Freud davon aus, dass die meisten Trauminhalte einen sexuellen Bezug hätten – längliche Objekte im Traum etwa galten als Phallussymbole, breite oder vertiefte Elemente als Symbole des Mutterleibs. So vereinfacht sah Freuds streitbarer Schüler Carl Gustav Jung die Trauminhalte nicht: er war der Meinung, dass der Mensch im Traum das so genannte „kollektive Unterbewusstsein“ eröffnen könnte und somit Inhalte aus dem Mythos und der Urgeschichte der Menschheit abrufen könne, wie Drachen, Feen oder Elfen. Andere Traumdeuter wiederum gehen davon aus, dass Träume prognostisch seien, also den Träumer vor einer Gefahr in seinem Wachleben, oder vor zukünftigen Ereignissen, warnen wollen. Doch nicht jeder Traum ist derart bedeutungsvoll – viele Träume sind inhaltlich lediglich Verarbeitungen von Tagesereignissen, die wir nicht ganz verstanden oder durchdacht haben und die wir deshalb im Traum nochmals erleben. Die verborgene Bedeutung der Träume ist heute eine Domäne esoterischer Lebensberater, die sich darauf spezialisiert haben, Ihr „zweites Leben“ im Traum zu entschlüsseln und die Botschaften Ihrer Seele zu deuten. Damals wie heute ist das Deuten der Träume ein gefährlich vieldeutiges, aber im Erfolgsfall unerhört reiches Betätigungsfeld der menschlichen Interpretation.
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