Traumdeutung - Weg

Der Weg ist ein uraltes religiöses Symbol, das in vielen Religionen mit der Entfaltung des Bewusstseins in Verbindung gebracht wird, ähnlich wie das Motiv des Erklimmens eines Bergs, der das Ziel der Erkenntnis repräsentiert, oder des Besteigens einer Treppe mit Stufen, die für die seelischen Entwicklungsschritte steht. Unter dem „Weg“ verstanden die Mystiker des Mittelalters die Strecke, die die menschliche Seele zurücklegen muss, um zu Gott zu finden, wie Bonaventura in seinem Buch über die Wegführung zu Gott. Auch die alte Tradition des Pilgerweges, die es nicht nur im Christentum gibt, stammt aus diesem Denken. Doch in der modernen Zeit gibt es sehr viel einfachere und weltlichere Interpretationen von Weg: der Weg ist einfach die Überbrückung einer Distanz von A nach B und der Gradmesser eines räumlichen Abstands. Durch Wege kennzeichnen wir Fixpunkte in der Landschaft und navigieren uns durch unsere Umwelt – mit mehr oder weniger Erfolg. Im Traum bedeutet das Symbol des Wegs, dass wir ein festes Ziel haben, das es zu erreichen gilt. Das Thema Weg ist im Traum inhaltlich auch oft mit dem Traumthema Reise und Gärten & Landschaften verbunden. Wichtig ist für die psychologische Analyse dieses Traums, ob Sie Ihr Ziel überhaupt erreichen – oder ob der Weg ins Nirgendwo führt…

Der Weg im Traum ist psychologisch gesehen vor allem hinsichtlich seiner Form interessant: ist er krumm und gewunden oder gar eine Serpentine? Das deutet nach den alten Klassikern der Traumdeutung auf einen gewundenen Lebensweg hin oder auf Komplikationen und Verzögerungen beim Erreichen eines Ziels. Oder liegen vielleicht sogar Steine auf dem Weg? Das deutet auf Blockaden hin oder auf Hindernisse, die aus Sachzwängen bestehen. Erleben wir jedoch im Traum, wie uns jemand buchstäblich Steine in den Weg rollt oder den Weg versperrt und barrikadiert, gibt es im Wachen mächtige Feinde, die uns unser Vorankommen neiden. Treibsand bedeutet, dass wir Angst haben, ein Ziel im Wachleben nicht zu erreichen und geradezu zu versinken in Zweifeln oder in Widrigkeiten, die andere Menschen verursachen. Wenn der Weg hingegen „frei“ ist, gerade und vielleicht schon in der Ferne auf das Ziel hindeutend, so sind wir wohlgemut, dass wir bald Erfolg haben werden in irgendeiner Sache, die uns persönlich, unseren Beruf oder die Liebe betreffen kann.

Gar nicht selten ist der Traum, dass sich die Beschaffenheit des Wegs plötzlich verändert: zuerst war er vielleicht sehr breit und angenehm zu begehen, doch dann wird er plötzlich schmal und eng… solche Verwandlungen des Wegs deuten darauf hin, dass ein geplantes Vorgehen schwieriger wird als erwartet. Das Gegenteil ist natürlich der Fall, wenn wir im Traum nach anfänglichen Mühen auf einem beschwerlichen Weg plötzlich eine angenehmere Strecke vorfinden. Die wichtigste Frage jedoch, die wir an unseren „Traum-Weg“ stellen müssen, um Auskunft über unsere Zukunft zu erhalten, ist die, ob wir schlussendlich auch unser Ziel erreichen. Denn der Weg ist kein Selbstzweck, auch wenn manche glauben, der Weg sei das Ziel.


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