Traumdeutung - Sexualität

Die Sexualität ist ein Kernbereich unseres Daseins und daher auch häufig in Träumen anzutreffen. Seit der klassischen Traumdeutung nach Sigmund Freud liegt es vielen Menschen nah, jedes beliebige Traumthema mit Sexualität zu assoziieren und jedes Motiv im Traum für ein sexuelles Symbol zu halten. Diese Sichtweise ist zwar manchmal zutreffend, oft aber auch sehr verkürzt. Tatsächlich kommen Träume von Sexualität eher selten in direkter Form vor, sondern eher verblümt oder in symbolischer Art verstellt. So kennen wir alle das Bild vom Zug, der durch einen Tunnel fährt, als Symbol für den Geschlechtsverkehr. Doch auch andere Traummotive wie Treppensteigen oder im Aufzug fahren können unmittelbar auf den Geschlechtsverkehr hinweisen. Träume mit eindeutiger, körperlicher Darstellung von Sexualität und Erotik sind hingegen sehr selten, auch in unserem aufgeklärten Zeitalter. Oft haben solche Träume etwas von einer Wunscherfüllung an sich, etwa wenn man schon lange Single ist oder gerade eine aufregende neue Bekanntschaft gemacht hat. Manchmal deutet die Sexualität im Traum jedoch auch auf unsere Spiritualität hin, denn Seele und Sex sind nie ganz getrennt – weder im Schlafen, noch im Wachen…

In vielen Träumen gibt es so genannte Phallus-Symbole, das sind Symbole, die dem männlichen Geschlechtsteil entsprechen, Bilder wie Türme, Hochhäuser, Stäbe oder Stangen, Lanzen, Schwerter, Laserwaffen, Antennen, Funktürme, Masten und dergleichen. Nicht jedes dieser Symbole ist jedoch stereotyp in jedem Zusammenhang als sexuelle Anspielung zu deuten – manchmal bedeutet ein Objekt auch im Traum einfach das, was es im Wachleben ist, ein Gegenstand mit einer bestimmten Funktion. Eine Ausnahme ist das Bild der Schlange, die einerseits bei den meisten Menschen spontan Angst auslöst, andererseits aber auch eindeutig phallisch interpretiert wird und in den meisten Träumen tatsächlich eine sexuelle Bedeutung hat. Träumt eine Frau zum Beispiel von mehreren Schlangen, hat sie vielleicht zahlreiche Verehrer – doch auch Männer können oftmals Schlangenträume haben, bei ihnen bedeutet das eine Auseinandersetzung mit der eigenen Männlichkeit.

Träume, in denen wir Geschlechtsverkehr mit einer anderen Person haben, sind eher selten. Im Mittelalter glaubte man, solche Träume seien in jedem Fall von bösen Geistern und Dämonen geschickt, die uns zur Unkeuschheit verleiten wollten (denn man schrieb jede erotische Regung dem „bösen Geist“ zu). Die weiblichen Geister, die uns im Traum verführten, hießen in der christlichen Tradition Succubi, die männlichen Geister Incubi. Man glaubte, dass ein Priester durch Gebete die Tätigkeit dieser vermeintlich „unreinen Geister“ beenden und den Schlafenden befreien könnte. Tatsächlich empfinden die meisten Menschen solche Träume aber als viel zu angenehm, um sie sich austreiben zu können. Schlafforscher haben festgestellt, dass jeder gesunde Mann ab seiner Pubertät mehrere Phasen im Schlaf durchlebt, in denen er eine Erektion hat, und diese Phasen können mit entsprechenden Träumen verbunden sein, die gleichsam eine seelische Reaktion auf die körperliche Empfindung darstellen. Auch Frauen erleben spontan sexuelle Reaktionen im Schlaf, die entweder von entsprechenden Träumen ausgelöst werden können, oder aber ihrerseits erotische Fantasien auslösen. Nichts davon ist nach heutiger Sicht sündhaft oder krankhaft, doch die moderne Psychologie rät hier, sich die Traumthemen rund um Sexualität genauer anzuschauen, da es – neben dem Offensichtlichen – noch einen verborgenen psychischen Sinn geben könnte.

Wenn man träumt, mit einem Unbekannten zu schlafen, kann das auch heißen, dass man sich im Wachleben auf ein Experiment einlässt, das nicht unbedingt mit der Liebe zu tun haben muss – es kann eine „Vermählung der Gegensätze“ sein, zum Beispiel ein Umzug, ein neuer Studienort, eine unbekannte Arbeitsstelle. Oder ist Ihr erträumter Sex-Partner ein Bekannter, ein Nachbar, ein Filmstar, ein Prominenter? Solche Träume können ganz banal ausdrücken, dass Sie sich nach mehr Abwechslung oder Glamour in Ihrem Leben sehnen, oder nach einer Eigenschaft, die diese Person repräsentiert. Wichtig sind auch Ihre inneren Gefühle nach dem Traum: fühlen Sie sich schuldig, oder erfreut? Sind Sie entspannt und gelassen, oder nagen Zweifel an Ihnen? Diese Gefühle gilt es zu analysieren, denn sie sagen sehr viel über Ihr Ich im Wachleben und Ihre tatsächliche Beziehung zu anderen Menschen aus.


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