Wacholder

Der Wacholder oder auch Reckholder ist ein aufrecht wachsender europäischer Nadelbaum oder –strauch, der wegen seines Harzes, seines Holzes und seiner Beeren seit alter Zeit in der Küche ebenso geschätzt wird wie in der Heilkunde und Magie. Der lateinische Name des Wacholders lautet „juniperus communis“, was so viel bedeutet wie „gewöhnlicher oder verbreiteter Wacholder“, was wiederum auf die hohe Dichte seiner Verbreitung hinweist. Wacholder ist in der Küche wegen seiner blauschwarzen bitteren Beeren, der so genannten Wacholderbeeren, sehr geschätzt, denn sie geben in sparsamer Dosierung Fleisch- und Wildgerichten den richtigen Pfiff. Doch auch das duftende Wacholderholz wird gern zum Räuchern von Schinken oder Forellen benutzt, da es überaus aromatisch ist und das Räuchergut gleichsam mit einer Würze durchdringt, was wiederum von Feinschmeckern sehr geschätzt wird. Neben der kulinarischen Bedeutung zum Würzen und Konservieren von Speisen hat man den sehr dekorativen, blaugrün genadelten Wacholder früher auch gern im Hausgarten angepflanzt, um böse Geister und Dämonen zu vertreiben. Ein magischer Gegenzauber, wenn plötzlich alles schief ging und man befürchtete, verhext worden zu sein, bestand aus getrockneten Brennnesseln, getrocknetem Wacholder und getrockneten Haselnussblättern, die man in ein kleines Taschentuch einknüpfte und fortan immer bei sich trug, bis das Unheil sich wendete. Auch viele andere Bann- und Abwehrzauber bedienen sich der angeblich schützenden Kraft des Wacholders. In der Volksmagie war der Wacholder deshalb so beliebt, weil man praktisch allen Bestandteilen der Pflanze eine heilende Wirkung zusprach. Ein Absud oder Tee aus den bitteren Wacholder-Beeren wurde auch gern getrunken, um das so genannte „zweite Gesicht“ (eine prophetische Gabe) zu erwirken und gute Orakel stellen zu können. Im Altertum verwendete man Wacholder auch oft bei der Praxis der rituellen Totenverbrennung zum Verbrennen von Leichen – ein Brauch, der im Mittelalter bei den Pest-Epidemien wieder neu aufkam. Tatsächlich hat man dem stark aromatisch duftenden Harz und Holz des Wacholders eine antiseptische Wirkung nachweisen können, die Keime abtöten hilft und die Infektionsgefahr mindert.


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