Upanischaden

Die Upanischaden (auch Upanishaden) sind Geheimbücher der indischen Weisheitslehre, der Veden, welche die hinduistische Religion begründen. Man hat die Upanischaden auch als den geheimen Schlüssel zur Weisheit der Veden bezeichnet; sie sind eine Ergänzungsliteratur, die es dem Eingeweihten ermöglicht, die Gründe der Veden besser zu verstehen. Ideengeschichtlich orientieren sich die Upanischaden an der Frage, wie das Weltall entstanden ist und ob es zwei wirkende Kräfte im Universum gibt, oder nur eine. Man spricht auch von Advaita-Vedanta oder der Lehre von zwei ewig wirkenden Seins-Prinzipien, dem so genannten brahman (Gottseele) und dem atman (Menschenseele), um diese religionsgeschichtlichen Zusammenhänge zu benennen. Auch der bekannte mystische Satz „tat twa asi“ („das bist du“), der in der Yoga-und Esoterik-Szene bis in die Gegenwart oft verwendet wird, entstammt ursprünglich aus den Upanischaden und soll darauf hinweisen, dass alles in der Außenwelt – etwa der andere Mensch, das Gegenüber, der Partner – ein Spiegel des eigenen Bewusstseins sei. Die Upanischaden stellen also eine teils Jahrtausende alte umfassende, historisch und systematisch uneinheitliche Sammlung von religiösen und philosophischen Schriften dar, die oft in Dialogform abgefasst sind, weil sie komplexe Lehrgespräche zwischen Lehrern und Schülern abbilden.
Die heute noch bekannteste Übersetzung der Upanischaden in die deutsche Sprache stammt von Heinrich von Glasenapp, einem bekannten Indologen und Sprachforscher aus dem 19. Jahrhundert. Viele Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe haben die Wortkunst der Upanischaden sehr geschätzt und sich mit ihren Inhalten kritisch oder poetisch auseinandergesetzt, und auch große Denker waren von dem Ideenreichtum der indischen Weisheitslehre beeindruckt. Der Danziger Philosoph und berühmte Pessimist Arthur Schopenhauer soll einmal gesagt haben, die Upanischaden seien für ihn tatsächlich die lohnendste Lektüre seines Lebens gewesen, und er hoffe, sie würden ihm auch im Sterben Trost spenden.


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