Santería

Unter „Santería“ versteht man eine spezielle Religionsausübung in Südamerika (vor allem in Brasilien), die auf der Verehrung von Heiligen basiert und diese in magische Praktiken mit einbezieht. Personen, die Santería praktizieren, haben viele Statuen von katholischen Heiligen und Engeln, an die sie Gebete und Bitten richten und die angeblich Wünsche für sie erfüllen oder magische Wirkungen für sie ausüben. Woher kommt es aber, dass den Heiligen der katholischen Kirche in Südamerika so viel Verehrung zuteilwird und sie solche Mitwirkung an (eigentlich nicht christlichen, sondern vorchristlichen oder heidnischen) Ritualen haben sollen?

Der Hintergrund dieser erstaunlichen Praxis ist der, dass christliche Heilige nach der Missionierung Südamerikas den Platz der zuvor verehrten und wesentlich älteren, ehemals animistischen Gottheiten (Naturgottheiten) oder Voodoo-Gottheiten einnehmen. Santería ist also eine kulturelle Überformung der weitaus älteren Tradition durch christliche Heilige und Engel, die aber vom einfachen Volk als „spirituelle Nachfolger“ der älteren Kultgottheiten angesehen werden und in dessen Augen auch dieselbe Funktion erfüllen. So steht zum Beispiel Maria Magdalena in der Santería-Praxis oftmals für die Voodoo-Gottheit Erzulie Freda, oder der heilige Franziskus oder auch der Erzengel Raphael wird mit dem Voodoo-Gott (Loa) Loco gleichgesetzt. Die Bedeutungen der Heiligen respektive ihrer älteren Vorgänger aus dem Voodoo sind großenteils gleich – so steht Maria Magdalena als Patronin der Liebenden, Franziskus oder Loco als Schirmherr der Natur, der Tiere und der Heiler. Die Gebete und Bitten, die an die Santería-Figuren gerichtet werden, sind zum Teil christliche Gebete wie das Vaterunser oder das Gegrüsset seist Du Maria, mitunter aber auch uralte magische Spruchformeln und Zaubersprüche, die im Glauben der Santería-Anhänger auch von den Heiligen verstanden und umgesetzt werden in Wunscherfüllung. Diese religiöse und spirituelle Praxis ist umstritten, da manche Santería-Anhänger unter dem beliebten Deckmantel der christlichen Heiligenverehrung auch magische Rituale praktizieren, die mit den Dogmen des Christentums wenig oder nichts zu tun haben.


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