Reinkarnations-Therapie

„Therapie“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „pflegen“. Unter einer Therapie versteht man heute Verfahren und Methoden zur Pflege des Körpers (zum Beispiel Thalasso-Therapie mit Wasser oder Meeresalgen oder Massage-Therapie) oder der Seele (zum Beispiel Gesprächstherapie oder Psychotherapie). Es gibt auch die Möglichkeit, auf therapeutischem Wege „sich rückführen“ zu lassen, also eine sogenannte Rückführung, eine Reinkarnationsreise oder Reinkarnationstherapie zu beginnen. Diese sucht die Ursache von Problemen im jetzigen Leben nicht in der Kindheit und Jugend – wie die klassische Psychoanalyse nach Sigmund Freud – sondern viel früher, das heißt, in vergangenen Inkarnationen. Während einer sogenannten Rückführung erlebt der Klient ein früheres Leben oder mehrere frühere Leben erneut und kann somit, wie in einem Rückspiegel, die Ursache von heutigen Problemen oder Krankheiten erkennen. Techniken der Rückführung sind entweder Trance oder hypnotischer Schlaf oder suggestive Befragung, mittels derer der Mensch vermeintliche Erinnerungen wachrufen kann.
Autoren und Praktiker wie Thorwald Detlefsen oder Ingrid Vallières berichten, dass es zahlreiche Menschen gibt, die auf diese Art und Weise die verborgene Ursache ihrer Probleme erkannt haben, und geben zahlreiche Fallberichte über geglückte Rückführungen als Therapie. Beispielsweise leidet ein Mann unter einem Augenleiden und mittels einer Rückführung stellt sich heraus, dass ihm früher im Mittelalter eine Lanze durch das Auge gestochen wurde, das ihn heute schmerzt. Oder eine Frau hat ständig Probleme mit seiner Schwiegermutter, die sie scheinbar grundlos schikaniert, und stellt dann während einer Rückführung fest, dass dieselbe Frau früher ihre eigene Tochter war, die sie misshandelt hat. Oft haben die Ursachen von Problemen in früheren Leben etwas mit Täter-und Opferrollen zu tun, und erfahrene Rückführungstherapeuten empfehlen daher oft einen symbolischen Täter-Opfer-Ausgleich zur Sühne und Vergeltung von früherem Unrecht und Leid. Oftmals würden dadurch aktuelle Probleme in der Gegenwart bereinigt und die Konfliktpersonen können ein neues und entspanntes Verhältnis zueinander aufbauen, oder sich ohne Hindernisse und weiteren Streit besser trennen. Insbesondere Frau Vallières genießt einen ausgezeichneten Ruf als Rückführungsleiterin und kann von zahlreichen Fällen aus der Praxis berichten, in denen durch die Aufdeckung eigener Schuld in früheren Inkarnationen tatsächlich aktuelle Konflikte gelöst werden und den Menschen mehr Lebensqualität gegeben werden konnte. Das Verständnis von eigener Verstrickung könne Menschen helfen, selbstbewusster und aktiver an ihre Probleme heranzugehen, so dass die Rückführung der erste, aber nicht der letzte Schritt eines inneren Wachstumsprozesses sei, der den Menschen weiterhelfe.
Was jedoch tatsächlich von der Rückführung aus therapeutischer Sicht zu halten ist, ist umstritten. Es gibt einerseits gesicherte Fälle von Rückführungen, mittels derer sich Personen an Orte erinnern können, die sie noch nie besucht haben, und imstande waren, diese detailliert und zutreffend zu beschreiben und bei einem späteren Besuch auch „wiederzuerkennen“. Derartige Berichte haben schon verstärkt Eingang ins Fernsehprogramm und auf verschiedene youtube-Kanäle gefunden und immer wieder für Furore auch in der Esoterik gesorgt. Auch gibt es eine wissenschaftliche Evidenz von Reinkarnationen und geglückten Rückführungen: der amerikanische Arzt Ian Stevenson untersuchte in den 1950er Jahren hunderte von Fällen von Kindern in Indien, die von sich sagten, sie haben bereits mehrfach gelebt, und die teils zutreffend ihre frühere Inkarnation beschreiben konnten. Doch genügen diese zahlreichen Evidenzen aus wissenschaftlicher Sicht, um zu erklären, weshalb bestimmte Menschen immer wieder berichten, sie hätten schon einmal gelebt? Moderne Psychologen sind oft sehr skeptisch, was die Authentizität der „Erinnerungen“ an frühere Leben angeht. Zum einen sei die Authentizität solcher Erinnerungen schon deshalb anzweifelbar, weil die tatsächliche praktische Funktion des menschlichen Gedächtnisses noch nicht vollständig erforscht sei. Es gäbe sogenannte Krypto-Erinnerungen, verdeckte Erinnerungen, über die wir uns gar nicht bewusst sind, die aber in einem tranceartigen Zustand während einer Rückführung abgerufen werden können. Diese Krypto-Erinnerungen müssen nicht zwingend frühere Leben betreffen, sondern können auch Informationen sein, die wir ganz beiläufig in diesem Leben gesammelt haben (zum Beispiel haben wir ein Buch gelesen und es dann scheinbar vergessen), und die dann unter bestimmten Bedingungen wieder zum Vorschein gelangen. Solche Erinnerungen würden dann von unserem Verstand, der gern Zusammenhänge konstruiert, zusammengefügt, bis sich ein klares Bild, ein Narrativ, ergäbe. Dieses Narrativ sei aber kein authentisches Abbild eines früheren Lebens der Person, sondern ein mentales Puzzle, das aus Puzzlestückchen aus unterbewusster Informationen, die in diesem Leben irgendwann verfügbar war, zusammengesetzt sei.
Was Rückführungen wirklich sind und weshalb sie von Vielen als so wertvoll erlebt werden, kann uns die Wissenschaft bis heute noch nicht beantworten. Viele Personen, die jedoch schon einmal eine Rückführung erlebt haben, sind überzeugt, dass sie ihnen geholfen hat. Vielleicht gilt hier der pragmatische Satz „Wer heilt, hat Recht“?


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