Phrenologie

Das Wort „Phrenologie“ ist heute kaum bekannt und die damit verbundene Praxis noch weniger – dabei gehört die Phrenologie zu den Klassikern einer Heilkunde zwischen Magie, Psychologie und Medizin. Die Phrenologie (von griechisch „phrenos“, menschlicher Schädelknochen) ist die Kunst, aufgrund der Form des menschlichen Schädels Aufschlüsse über den Charakter der Person zu gewinnen, und gehört insofern zu den traditionellen praktischen Methoden der Charakterbestimmung. Man hatte früher sogenannte Phrenologie-Büsten – das waren Gips- oder Keramik-Modelle des menschlichen Kopfes, die in verschiedene Bereiche (Sektionen) eingeteilt waren, welche verschiedene Ziffern trugen. Jede Ziffer hatte eine bestimmte Bedeutung, so zum Beispiel die Ziffer Eins die Wölbung über der rechten Augenbraue, die auf ein gutes Urteilsvermögen hinweisen sollte, oder die Ziffer siebzehn die höchste Stelle am Oberkopf, die sogenannte Fontanelle, die die Verbindung zum Göttlichen bedeuten sollte, und so weiter. Die Art, das menschliche Schicksal aus dem Abtasten und Interpretieren des Schädels zu deuten, war zwar sehr kompliziert und erforderte viel Wissen, erwies sich jedoch lange Zeit als sehr beliebt, ähnlich wie das Handlesen (siehe auch: Chiromantie).
Es gab im späten 18. und 19. Jahrhundert einen regelrechten Boom der sich als wissenschaftlichen empfindenden Phrenologie, deren bekanntester Vertreter der Schweizer Arzt Johann Caspar Lavater war, der mehrere gelehrte Bücher und Traktate über die Kunst der Charakterdeutung aus der Schädelform verfasst hat. Noch Ende des 19. Jahrhunderts befasste sich der italienische Kriminalpsychiater Cesare Lombroso in seinen Studien mit der Vermessung von Schädeln von Verbrechern, um zu bestimmen, ob bereits die Schädelform Rückschlüsse auf kriminelle Karrieren zuließe. Heute ist die alte Kunst der Phrenologie eher in Vergessenheit geraten und wird auch in der Esoterik selten geübt – nur manchmal finden sich in den Archiven von Antiquitätenhändlern noch seltene Fundstücke, wie verschollene Phrenologie-Büsten aus den früheren Jahrhunderten.


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