Opfer

Das „Opfer“ ist ein zentraler Bestandteil des Ritus und Kultus und somit der praktischen Seite der Religionen. Auf lateinisch heißt es „sacrum“ und steht für den Kult der Götter, oder stellt ein Geschenk an die Götter dar. Die bekanntesten Opfergaben im Altertum waren Myrrhe, Weihrauch und Gold – die Gaben, die die heiligen drei Könige dem Jesuskind brachten – sowie die Räucherungen mit Harzen und Blumen, die Blumen selbst, Früchte und Tieropfer. Menschenopfer kamen in historischer Zeit sehr selten vor, sie sind uns lediglich aus den Mythen und Legenden der Völker überliefert, während die frühen römischen und griechischen Geschichtsschreiber wie Plinius, Thukydides oder Herodot nichts davon berichten.
In der praktischen Magie hat das Opfer ebenfalls einen zentralen Platz inne. Von sogenannten „schwarzen Messen“ wird gemunkelt, bei denen zur Feier der Zeremonie Menschenopfer vorkämen – auch wenn dies, wie schon im Altertum, meist ein Gerücht bleibt. Es werden heute gern zum Beispiel im Wicca oder im Neuheidentum Blumen und Früchte oder Säfte in einem Kelch auf den magischen Altar gestellt und symbolisch den Göttern geopfert, um Dank für ein gelingendes Ritual auszusprechen oder um einen bestimmten Wunsch zu den Gottheiten zu transportieren. Viele Magier halten ein Opfer für unverzichtbar, um eine rituelle Handlung zu „besiegeln“ und zu beenden, die meisten lehnen jedoch blutige Opfer ab und verwenden nichts, was Blut in sich trägt oder getötet werden müsste, um als Opfer zu dienen. In der zeitgenössischen Philosophie spielt der Begriff des „Opfers“ heute wieder eine große Rolle, so etwa bei dem italienischen Philosophen Giorgio Agamben, der auch politische Großereignisse wie Flüchtlingswellen oder Gesetzgebungen gegen Behinderte als Opfer in der Moderne ansehen möchte.


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