Omen
Ein „Omen“ (von Lateinisch „Omen“, geheimnisvolles Zeichen, Ankündigung) ist ein Zeichen, das heute schon für etwas Zukünftiges steht oder mithilfe dessen ein zukünftiges Ereignis sich in symbolischer Form ankündigt. Man sagt umgangssprachlich gern, bestimmte Ereignisse würden einen Schatten vorauswerfen, sich also symbolisch ankündigen. Das „Omen“ ist nun traditionell ein Zeichen, das für etwas steht, was erst in der Zukunft eintreffen wird und daher vorausschauenden (prognostischen), und je nachdem auch warnenden oder mahnenden Charakter hat. Durch ein Omen, das günstig ist, könnte beispielsweise ein Geschäftsabschluss, ein Prozess oder eine Heirat begünstigt sein, glaubten unsere Vorfahren. Durch ein schlechtes Omen hingegen sollten die Beteiligten gewarnt werden, sich die Sache noch einmal zu überlegen oder einen anderen Weg einzuschlagen. Ein großer Teil der Mantik (Orakelkunde) und Prognostik (Kunst des Vorherwissens) befasste sich traditionell mit der weitreichenden Aufgabe, gute und schlechte Omen zu unterscheiden und in ihrer Bedeutung zu interpretieren. In der römischen und griechischen Antike galten die Omen als Signale der Götter, die den göttlichen Willen repräsentierten und den Menschen eine Ahnung davon gaben, was das – als unabänderlich gedachte – Schicksal mit ihrem Leben vorhabe. Omen zu deuten war indessen sehr kompliziert, auch und gerade weil die klassische Antike so viel auf Vorzeichen gab. Wie konnte man jedoch ein gutes Omen von einem bösen Omen unterscheiden?
Üblicherweise ging man von einer zeitphysikalischen Wirkweise aus, die der Schweizer Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung im 20. Jahrhundert als „Synchronizität“ bezeichnen sollte: das gleichzeitige oder wenig zeitversetzte Auftreten von Ereignissen mit ähnlichem Charakter, ohne kausale Verbindung. So blieb etwa beim Tod des Königs Friedrich von Preußen die Standuhr auf Schloss Sanssouci stehen – ein Bild für den Tod des Monarchen, dessen Lebensuhr aufgehört hatte zu schlagen. Negative Omen waren, neben diesem bekannten Beispiel, auch im jähen Schreien eines Vogels, in einem plötzlichen Regenguss, in Blitz und Donner und vielen anderen Naturzufälligkeiten zu sehen, die in direktem, nicht-kausalen aber ereignisgleichen Zusammenhang mit dem geplanten Vorhaben gedeutet wurden. Ein günstiges Omen hingegen war traditionell eine Sternschnuppe, ein plötzlicher Wetterwechsel zu mehr Sonnenschein hin (ein sprichwörtlicher Silberstreif am Horizont), aber auch ein weißer Hund oder eine weiße Katze am Wegesrand oder in manchen Gegenden auch das Klingeln eines Ohres – dann wird nämlich gut über einen gesprochen, oder es kündigt sich Geld an.
Hier begegnet sich der Jahrtausende alte Glaube an Omen und deren Prognostik mit dem so genannten Aberglauben allgemein – dem Interpretieren von Gegebenheiten in einem magisch-okkulten Sinn. Man könnte auch sagen, dass das Deuten von „Omen“ eine Spezialisierung des abergläubischen Denkens ist, welches in allem eine Vorbedeutung von Zukünftigem entdecken will. Jedoch bedienen sich auch moderne Orakeltechniken wie das Kartenlegen ganz gezielt dieser Fähigkeit des menschlichen Geistes, in heutigen Zeichen und deren Kombinatorik ein spezielles Omen als Vorbedeutung für die Zukunft zu deuten.
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