Neophyt

Unter einem „Neophyten“ versteht man in der Magie einen Lehrling oder Anfänger. Der Begriff ist daher ähnlich wie der des „Adepten“. Dennoch gibt es Historiker, die einen Unterschied machen zwischen den beiden Begriffen. Ein Adept ist gewöhnlich mit den praktischen Ansichten einer Sache beschäftigt, so wie zum Beispiel die Magie auch eine ganz praktische Wissenschaft und Kunst ist. Ein Adept der Magie lernt also vornehmlich die praktische Seite kennen, also das Aufsagen und Formulieren von Zaubersprüchen, das Zubereiten von Zaubertränken, das sammeln von heilkräftigen Kräutern, und vieles mehr. Ein Neophyt ist mehr auf die theoretische Seite einer Kunst oder Wissenschaft hin orientiert, indem er zum Beispiel in der Magie die unterschiedlichen Geheimschriften und Symbole lernt, die alten Sprachen studiert und verschiedene Textquellen zu beherrschen lernt, die ihm Schlüssel zum Verständnis der Geheimnisse (Arkana) bieten. Natürlich gehören in der Magie – wie überall sonst – die praktische und die theoretische Seite zusammen, doch gibt es traditionell Hexenschulen oder magische Zirkel, die mehr Wert auf die Praxis legen, und andere, die größeren Sinn im Verständnis der Theorie erkennen. Daher ist es schon richtig, von Adepten und von Neophyten zu sprechen, da hiermit unterschiedliche Gewichtungen von Ausbildungsinhalten in der Magie bezeichnet werden.
Es gab im 19. Jahrhundert, als in Europa die Geheimgesellschaften aufblühten, eine Renaissance des alten Begriffs „Neophyt“. Der symbolistische Maler Aubrey Beardsley hat zum Beispiel ein Gemälde gleichen Namens gemalt, auf dem ein verhüllter junger Mann im Kapuzenmantel in einer mystischen Umgebung gezeigt wird, die vom Vollmond erleuchtet wird. Diese Romantisierung des Erwerbs von magischem Wissen war ein beliebtes Motiv, und ist es wieder heute.


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