Kastanie

Die Kastanie ist ein majestätischer Baum aus der botanischen Gattung castanea. Sie bezaubert durch ihren schönen hohen Wuchs ebenso wie durch ihre intensiv duftenden Blütenkerzen im Frühling und die in stachliger Schale verpackten kleinen Früchte, die ab dem September erscheinen. Es gibt in der Natur zwei Arten von Kastanien: so genannte Rosskastanien, die nicht essbar sind, und Esskastanien, die in manchen Gegenden auch Maronen oder Maroni heißen. In der volkstümlichen Magie haben sowohl die Esskastanien, als auch die Rosskastanien ihren Platz. Die Äbtissin Hildegard von Bingen erwähnt die Esskastanie in ihren naturheilkundlichen Büchern als „Brot der Armen“ und empfiehlt sie als hervorragende Speise, um Leib und Seele zusammen zu halten. Tatsächlich ist die Esskastanie reich an Vitalstoffen, wie moderne Lebensmittelforschung herausgefunden hat, und kann gekocht oder gebraten oder zu Mehl zerrieben für verschiedene Beilagen oder Gebäck verwendet werden, welches sehr bekömmlich ist. Im Mittelalter war das Sammeln von Esskastanien tatsächlich eine Beschäftigung für arme Leute, die ein kostenloses Zubrot suchten – man nannte sie auch „Mehl des Waldes“ – heute hingegen wird die tolle Frucht von gesundheitsbewussten Bürgern wiederentdeckt. Doch die Kastanie kann noch mehr, als Hungernde zu speisen: die für den Menschen nicht genießbare Variante dieser Baumart soll angeblich auch zaubern können. In der Nacht vor Allerheiligen (31.10.) hat man in vielen Gegenden Süddeutschlands und Frankreichs so genannte Kastanien-Orakel veranstaltet, wobei man Kastanien (oder Äpfel) in einem Bottich mit Wasser schwimmen ließ und versuchte, sie mit verbundenen Augen mit dem Mund aufzufangen – ohne die Hände zu Hilfe zu nehmen. Wer das schaffte, sollte viel Glück erfahren. Neben diesem orakelnden Spaß konnte die brave Kastanie auch Liebende zusammenführen – nämlich dann, wenn man fünf Stück mit roter Schnur fest verknotete und unter „sein“ oder „ihr“ Bett schmuggelte. Sofern das gelang…


Zurück

Portal-System by flexcom.de