Karma-Auflösung

Unter einer „Karma-Auflösung“ versteht man in der Esoterik der Gegenwart eine Technik, die angeblich das Karma einer Person auflösen soll. Eine Denkprämisse dieses Konzepts ist, dass es gutes und schlechtes Karma gäbe, und das schlechte Karma einer Auflösung bedarf. Karma ist im indischen Religionssystem des Hinduismus die Lehre von Handeln und Vergeltung, also von Saat und Ernte, und bedeutet, dass jede Handlung in diesem Leben eine Strafe oder Belohnung in der Gegenwart oder in der Zukunft, womöglich auch in der nächsten Inkarnation, nach sich zöge. Die religiöse Karma-Lehre ist maßgeblich von der Lehre von der Wiedergeburt (Reinkarnation) beeinflusst beziehungsweise stellt deren ideologisches Fundament dar, denn das Karma sei es, glauben die Hindus, welches im Grunde das Rad der Wiedergeburten in Schwung hielte. Ohne Karma würden Menschen sich nicht mehr reinkarnieren, denn man käme wiederholt auf die Erde, um eine vergangene Schuld abzutragen – seltener, um die Früchte eines vorherigen guten Lebens zu genießen.
Aus dieser Idee der Reinkarnation auf der Grundlage von „schlechtem Karma“, also zur Abtragung von alter Schuld, basiert der moderne Gedanke von der so genannten Karma-Auflösung. Viele Esoteriker sind heute der Auffassung, dass es Mittel und Wege gäbe, um das Karma vergangener Leben schneller und effektiver aufzulösen und der Seele des Menschen daher Schmerzen und Verluste in diesem und einem möglichen nächsten Leben zu ersparen. Die Techniken der Karma-Auflösung können sein: Meditationen, Gebete, bestimmte energetische Praktiken, Rituale oder das Abbrennen weißer Kerzen oder Energie-Reinigung. Kritiker der Karma-Auflösung merken an, dass die Original-Texte der hinduistischen Religion, die Veden, nirgendwo von einer Karma-Auflösung sprechen und diese Vorstellung insofern westlich und nicht authentisch sei. Bis auf Gebete und Meditationen sieht der klassische Hinduismus nichts vor, was das Karma eines Menschen schon in diesem Leben verbessern oder gar auflösen könne – eine Auflösung sei nur im so genannten Bhakti-Yoga (Yoga der Erlösung) möglich, welches hochkompliziert ist und von Kennern der Materie als ein Weg zu Gott verstanden wird. Durch ein paar schnelle „Zaubereien“ ließe sich nichts an der uralten Rechnung des Karmas ändern, werfen die Kritiker ein, sondern nur durch ein entschlossenes Arbeiten an sich selbst, und durch göttlichen Beistand, denn es käme auch auf den Glauben an.


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