Irrlicht

Das „Irrlicht“ ist eine früher überaus beliebte, jedoch heute oft in Vergessenheit geratene Gestalt aus der germanischen Mythologie und ist älter als die traditionellen Märchen, die in Form von Volksmärchen von fahrenden Reisenden im Mittelalter und im 19. Jahrhundert den Gebrüdern Grimm gesammelt wurden. Die alten Germanen hatten, dem Römer Tacitus zufolge, der eine Geschichte vom römisch besetzten Germanien schrieb, einen bestimmten Brauch bei der Bestattung ihrer Toten: sie beerdigten die Verstorbenen oft in den Sümpfen (Moorleichen). Aus dieser vorchristlichen Zeit und ihren Bräuchen stammt der Glaube, dass die oft an sumpfigen Gewässern anzutreffenden, leuchtenden Irrlichter die Seelen der Verstobenen darstellen sollten, die in den Sümpfen beerdigt wurden. Diese Irrlichter seien höchst gefährlich, wollte der Volksglaube wissen, denn sie zeigten sich bevorzugt in mondschwachen Nächten, wenn der Weg um die Sümpfe dunkel ist, und wollten durch ihr plötzliches Aufleuchten den Wanderer irritieren, damit er die Orientierung verliert und im Moor umkommt.

Heute weiß man, dass die angeblichen Irrlichter keinen menschlichen, sondern tierischen Ursprung haben und eigentlich Käfer mit leuchtendem Panzer sind, die so genannten Glühwürmchen oder griechisch „Lampyridae“. Doch noch lange Zeit nach den Bestattungsbräuchen der alten Germanen galten die Sümpfe bei unseren Vorfahren als gefährliches Gebiet – und die eigentlich harmlosen Leuchtkäferchen als gefährliche Spezies!


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