Flugsalbe

Unter einer „Flugsalbe“ versteht man eine Sagen umwobene Rezeptur aus der mittelalterlichen Hexenküche, die in den mittelalterlichen Textquellen, in alten Funden und Archiven beschrieben wird. Die Flugsalbe verhalf zwar nicht direkt zum Fliegen über den Wolken, denn wie wir wissen, ist der menschliche Körper dazu nicht imstande – aber sie wirkte direkt auf das Wahrnehmungsvermögen, indem sie die Arbeit der fünf Sinne veränderte und somit Visionen und Halluzinationen erzeugte, so dass der sie Anwendende tatsächlich vermeinte, zu schweben. Die typischen Bestandteile oder Inhaltsstoffe einer Flugsalbe waren daher starke Kräuter und Gewürze, die halluzinogen wirkten, also Sinnestäuschungen und visuelle oder akustische Visionen erzeugten. Hiervon kannten die mittelalterlichen Hexen und geheimen Kräuterärzte offenbar eine ganze Menge: es gab den einheimischen Schierling, der hochgiftig ist (der Philosoph Sokrates wurde damit hingerichtet), die Stechpalme (Datura), den Ginster, die Tollkirsche (Atropa belladonna), die ebenfalls Giftstoffe enthält, das Bilsenkraut und viele weitere Pflanzen mehr. Diese giftigen und daher für den menschlichen Organismus hochgefährlichen Stoffe wurden keinesfalls eingenommen – was den Tod zur Folge gehabt hätte – sondern in einer natürlichen Trägersubstanz wie Fett oder Talg verrührt und auf die Haut aufgetragen, so dass die Inhaltsstoffe langsam durch die Poren aufgenommen wurden und Nervenreizungen im Nervensystem auslösten, die dann wiederum zu Sinnestäuschungen führten. Bedeutende Völkerkundler (Ethnologen) wie der Schweizer Archivar Sergius Golowin gehen davon aus, dass die Mixturen der Flugsalben früher überall im verbreitet waren, wo es Hexen gab und wo von Hexentreiben oder Hexentreffen gesprochen wurde, und das war fast an jedem abgelegenen Ort in Mitteleuropa. Die sagenhaften „Ritte der Hexen auf den Hexensabbat“ oder der noch viel berühmtere „Hexensabbat auf dem Blocksberg im Harz“ sollen, nach Golowin, keine realen Reisen und Ausflüge, sondern vielmehr beliebte und weit verbreitete Halluzinationen gewesen sein, die durch die traumerzeugenden Giftstoffe in den Hexenkräutern entstanden waren. Die wirklichen Hexen lagen in dieser Zeit tatsächlich im heimischen Bett, eingerieben mit der halluzinogenen Flugsalbe aus Kräutern, während sie selig träumten, sie könnten schwerelos ihren Körper verlassen und in den Himmel fliegen… bis die Wirkung der Salbe nachließ.


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