Fluch

Unter einem „Fluch“ versteht man eine magische Handlung, die Schaden bringt. Es können Einzelpersonen, ganze Gruppen (zum Beispiel Familien) oder auch Orte verflucht werden. Anlass für einen Fluch ist meist ein erlittenes Unrecht, das durch Rache an der entsprechenden Person als Verursacher ausgeglichen werden soll, oder aber eine bewusste Schadensabsicht beim Fluchenden, ohne dass eine Kränkung vorausgegangen wäre. In allen Traditionen der Volkskunde finden wir Erzählungen von Flüchen und den Glauben an die Macht des Fluches. Einer der bekanntesten Flüche ist der Fluch der Pharaonen, der sich um das Grab des ägyptischen Kind-Pharaos Tut-Ench-Amon rankte. Als dieses Grab in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Lord Carnavon und seiner Archäologen-Gruppe geöffnet wurde, starben sowohl er, als auch seine Mitarbeiter kurze Zeit darauf unter dramatischen, unerklärlichen Umständen. Moderne Forscher fanden jedoch heraus, dass es mit dem Sagen umwobenen „Fluch der Pharaonen“ mehr auf sich hat als mit Priestersprüchen und Grabinschriften zur Warnung von Grabräubern allein: sie fanden Uranium in den Sarkophagen – ein hochgradig radioaktives Mineral, welches bei all denen, die es unwissentlich anfassen, schwere Verstrahlungen und Vergiftungserscheinungen hervorruft. Doch nicht alle Flüche der Geschichte und Gegenwart können auf so einfache Art und Weise erklärt und dadurch „entzaubert“ werden.
Es ist viel darüber spekuliert worden, wie ein Fluch entsteht und weshalb er solche Kraft entfalten kann. Kenner der Esoterik glauben, dass klassische schwarzmagische Handlungen unter Anrufung dunkler Wesenheiten und Dämonen entstehen und die Macht des Fluchs also auf deren Mithilfe zurückzuführen sei. Ein Fluch sei also die schädliche Wirkung, die ein Dämon auf Befehl des Schwarzmagiers ausführt, meist gegen irgendeinen Preis von diesem selbst. Andere, eher naturwissenschaftlich und psychologisch orientierte Menschen glauben, dass der Fluch maßgeblich auf einer so genannten Suggestivwirkung basiere. Unter einer Suggestivwirkung versteht man die Wirkung einer Einbildung, die dann bestimmte Effekte erzielt. So beruht zum Beispiel der Placebo-Effekt in der Medizin (also der Effekt, der eintritt, wenn Kranke ein absolut wirkungsloses Medikament zu sich nehmen und dennoch gesunden) auf der Suggestivwirkung, denn allein der Glaube an den Nutzen eines Mittels kann eine positive Veränderung auslösen. Umgekehrt gibt es auch den Nocebo-Effekt, welcher im Glauben an die Schädlichkeit eines bestimmten Mittels beruht, welcher sich dann auch tatsächlich durch negative Ergebnisse auswirkt. Ein Fluch kann vergleichsweise als ein Nocebo-Effekt im Geistigen verstanden werden, was bei manchen Techniken, wie zum Beispiel im Voodoo, auch tatsächlich der Fall ist. Denn gerade im Voodoo beruht ein Großteil der Schadenswirkung auf der Suggestion – so lässt etwa der Houngan oder Bokor (Voodoo-Priester und Magier) den Verfluchten durch Zeichen wissen, dass er verflucht worden ist und nicht mehr lange zu leben hat. Viele Menschen sterben daraufhin vor Angst, aufgrund der Suggestivwirkung. Magische Techniken, die Flüche auflösen sollen (Fluchauflösung, Gegenzauber), haben insofern sehr oft ganz praktisch mit der Angstbewältigung für den Betroffenen zu tun.


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