Daoismus

Der Daoismus ist eine der drei großen Hauptreligionen im alten China und wird heute, im Zuge der seit Jahrzehnten zu nehmenden Beschäftigung mit Wertsystemen und Philosophien aus Asien, auch im Westen wieder stark thematisiert. Neben dem ursprünglichen Buddhismus und dem Konfuzianismus stellt der Daoismus die größte religiöse und intellektuelle Strömung im klassischen China dar und wird gegenwärtig durch viele Publikationen auf dem deutschsprachigen Esoterik-Buchmarkt einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Der namensgebende Zentralbegriff des Daoismus ist das „dao“ oder das „tao“, ein Begriff, der oft unzulänglich mit „der Weg“ übersetzt wird. Tatsächlich bedeutet das Dao jedoch eher „das Leben“ oder „das Lebensgesetz“, und das Zentralwerk des Daoismus, das Dao-te-king oder Tao-te-king, heißt übersetzt „das Buch vom rechten Leben“. Im Tao-te-king , das dem mystischen Weisen Lao-Tse zugeordnet wird, werden in bildlicher, poetisch anmutender Sprache Gleichnisse von Himmel und Erde als Metaphern für die rechte Lebensführung der Menschen dargestellt. Das Spektrum der Themen, die das Tao-te-King abdeckt, ist gewaltig und reicht von den Entwürfen zur gerechten Staatsführung (also einer politischen Utopie) über die rechte Harmonie innerhalb der Familie bis zur Selbstsorge des Weisen, der mit seinen Kräften haushalten soll.

Im Westen ist der Daoismus vor allem durch den britischen Religionsphilosophen Alan Watts populär geworden, der in den 1970er Jahren alte Klassiker der daoistischen, aber auch buddhistischen und konfuzianischen Lehre wieder entdeckt und für den europäischen Leser fruchtbar gemacht hat. Im Daoismus gibt es auch eine ausgedehnte Kultur der Orakelkunde, der Mantik und Prognostik (Voraussicht von Ereignissen, Zukunftsdeutung), deren heute bekannteste Form das chinesische I GING ist, ein Wurfspiel mit Orakeldeutungen. Viele esoterische Lebensberater in Ost und West geben heute an, vom Daoismus inspiriert zu sein.


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