Bhagavad-Gita

Die Bhagavad-Gita ist ein bekanntes indisches Vers-Epos, das Teil des größeren Erzähl-Epos „Mahabharata“ ist. Das Mahabharata (wörtlich aus dem Sanskrit übersetzt: „die große Sage“) ist eine Erzählung von einem großen Bruderkrieg in vorhistorischer Zeit, der im alten Indien stattfand. Die Rahmenerzählung dieser Geschichte ist die, dass das Königreich beim Schachspiel als Einsatz verwettet wird und der Verlierer mit dem Gewinner – seinem Bruder – Streit anfängt, der sich zu einem Krieg zwischen den verfeindeten Bruderstämmen Kauravas und Pandavas ausartet, welcher der bedeutendste und verheerendste Krieg der indischen Frühgeschichte sein sollte.
Das Erzählstück Bhagavad-Gita (wörtlich übersetzt: „der Gesang der Erhabenen“) ist ein Teil dieser Kriegssage des Mahabharatas und stellt insbesondere die Ethik des Kriegs selbst in den Mittelpunkt. Zentral ist das Gespräch zwischen dem Fürsten Arjuna und Krishna, der eine Inkarnation (ein Avatar) des Gottes Vishnus ist. In achtzehn ausführlichen und sprachpoetisch sehr schön gestalteten Kapiteln erklärt Krishna dem Arjuna, wie er die richtige Auffassung nicht nur vom Krieg, sondern auch vom Leben und Tod selbst und von den philosophischen Begriffen von Gut und Böse, Gerechtigkeit und Unrecht erlangen könne. Philosophisch und ethisch interessant ist hier die Rechtfertigung des Krieges als „gerechter Krieg“, was jahrhundertelang – und im Grund bis heute – eine Streitfrage war und ist. Krishna rechtfertigt den Krieg auch unter Brüdern dadurch, dass die Seele des Menschen unsterblich ist und kein Pfeil sie je töten könne. Diese besondere Unterweisung an den Fürsten Arjuna, die Krishna als sein Lehrmeister hier gibt, hat den Hintergrund, dass die gläubigen Hindus das Zeitalter für dunkel hielten (das „kali yuga“, das dunkle Zeitalter) und die Menschheit der Belehrung bedürftig.
Die Bhagavad-Gita hat in Europa seit dem 18. Jahrhundert und den ersten Übersetzern großen Einfluss auf spirituelle Systeme ausgeübt, vor allem auf die Theosophie der Helena Petrowna Blavatsky, die insbesondere von der in ihr enthaltenen Lehre der verschiedenen Weltalter sehr beeindruckt war. Auch ihrer Meinung nach lebt die Menschheit heute im „kali yuga“, im dunklen Zeitalter, in das sie durch die Lehren der Theosophie Licht bringen wollte. Auch viele andere Gelehrte wie Rudolf Otto und Heinrich von Glasenapp fühlten sich von der Weisheit der Bhagavad-Gita sehr angezogen.


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