Übertragung

Der ungewöhnliche Begriff „Übertragung“ hat zwei Bedeutungen, eine psychologische und eine magische. In der Psychologie geschieht Übertragung dann, wenn ein Klient den Therapeuten plötzlich genau so sieht und auch genauso behandelt wie eine Konfliktperson oder einen Elternteil. Ein Klient, der eine schwierige Mutterbindung hat, könnte zum Beispiel in der Therapiesitzung seine problematischen Gefühle für die Mutter auf eine Therapeutin „übertragen“ und sich ihr gegenüber genauso verhalten, wie gegenüber der realen Mutter. Eine folgerichtige Reaktion des Therapeuten auf diese Übertragung heißt „Gegenübertragung“ – das bedeutet, der Therapeut spielt gleichsam mit und verhält sich gegenüber dem Klienten auch ebenso, wie im genannten Beispiel die Konfliktperson. Tatsächlich gibt es Übertragungen im Alltag aber nicht nur zwischen dem Klient und dem Therapeuten, sondern auch in sehr vielen anderen Beziehungen. Ein Mensch, der zum Beispiel einen bestimmten Dialekt nicht mag, weil er einmal vor langer Zeit von einer Person mit einem solchen Dialekt hintergangen wurde, könnte seine daraus resultierenden Hassgefühle auf eine beliebige andere Person übertragen, die zufällig diesen Dialekt spricht und ihm heute begegnet. Ähnliches geschieht im Alltag sehr häufig, weshalb Psychologen von Übertragung als einem alltäglichen und gewöhnlichen Phänomen sprechen.
In der Magie ist der Begriff der Übertragung anders definiert, wenngleich es sich auch hier um ein bekanntes „Alltagsphänomen“ handelt. Übertragung bedeutet hier, dass in der Praxis der Magie bestimmte Gefühle oder Gedanken telepathisch auf eine Zielperson übertragen werden, dass also eine Botschaft unterbewusst „ankommt“, ohne dass sie direkt schriftlich oder mündlich vermittelt wurde. Hier kann es sich, wie angedeutet, um Telepathie handeln (Gedankenübertragung), oder auch um den Effekt eines bestimmten Rituals, das genau diesen Zweck hat, die Zielperson fühlen und denken zu lassen, was der Sender der Botschaft möchte..


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